Rezension: D. Phillips: Educating the Germans

Phillips, David (Hrsg.): Educating the Germans. People and Policy in the British Zone of Germany, 1945–1949. London  2018.

Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedensforschung bei H-Soz-u-Kult von: Marianne Zepp, Heinrich Böll Stiftung

Nachdem Denise Tscharntke mit ihrer Studie zur Frauenpolitik vor einigen Jahren einen Teilaspekt zur britischen Besatzung in Nachkriegsdeutschland beleuchtet hat[1], stellt der emeritierte Oxforder Erziehungswissenschaftler David Phillips nun eine Analyse des demokratischen Erziehungssystems in der britischen Zone vor. Er beschreibt darin, wie sich die britische Militärverwaltung der Aufgabe stellte, Bildungseinrichtungen als zentralen Beitrag einer Nachkriegsfriedensordnung in Deutschland aufzubauen. Dabei geht der Autor chronologisch vor: von der Vorbereitung vor Kriegsende bis zur Staatsgründung der Bundesrepublik.

In seiner Einleitung führt Phillips den zentralen Begriff der reeducation ein, definiert diesen aber nicht, wie er insgesamt auf eine tiefergehende Analyse der zentralen Vorstellungen und Begrifflichkeiten verzichtet. Man hätte gerne etwas mehr über diese Konzepte der Demokratisierung erfahren. Phillips konzentriert sich in seinen Ausführungen auf das seiner Ansicht nach grundlegende Dilemma der Besatzung: Wie kann Demokratie in einem besiegten Land durch eine mit autokratischer Macht ausgestatteten Besatzung gelehrt und etabliert werden? Diese, die gesamte Besatzungszeit begleitende, Ambivalenz, die zuerst durch ein starkes Misstrauen und dann ab 1947durch eine verstärkte Kooperation zwischen Besatzern und Deutschen geprägt war, ist die Leitthese in der insgesamt acht Kapitel umfassenden Studie.

Im Gegensatz zur US-amerikanischen Besatzung, an der bereits in der Planungsphase in den Vereinigten Staaten deutsche Experten und Expertinnen beteiligt waren, verzichteten die britischen Stellen auf eine Mitarbeit durch deutsche Exilanten. Vielmehr weist Phillips darauf hin, dass die Akteure innerhalb des Foreign Office und der Besatzungsbehörde während der ersten Phase in vielen Fällen Vertreter einer Anti-Appeasement-Politik gegenüber dem deutschen Reich in den 1930er-Jahren gewesen seien. Sie hatten – vor allem zu Beginn der Besatzung – entsprechende Vorbehalte gegenüber einer wie auch immer gearteten deutschen Mitarbeit. Der Autor zeigt auf, dass die Offiziere und Experten in vielen Fällen auf Lösungen und Entscheidungsfindungen vor Ort angewiesen waren. Es setzten sich pragmatische Unabhängigkeit und Fachwissen gegen administrative Regulierungen durch. weiterlesen

Empfohlene Zitierweise

Marianne Zepp: Rezension zu: Phillips, David (Hrsg.): Educating the Germans. People and Policy in the British Zone of Germany, 1945–1949. London  2018 , in: H-Soz-Kult, 20.03.2019, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-29576>.