„Der Friede ist keine leere Idee …“ – Bilder und Vorstellungen vom Frieden im langen 19. Jahrhundert
31.10.-2.11.2003, Stiftung Adam von Trott, Imshausen
Wenn Kant am Ende seiner Schrift Zum ewigen Frieden betont, daß der ewige Friede „keine leere Idee“ sei, dient dies vor allem dem Zweck, den Verdacht abzuwehren, seine Theorie des vollkommenen Friedens, das Insistieren gerade auf der moralischen Pflicht zu seiner Herstellung sei bloße Spekulation, die jenseits aller politischen Wirklichkeit siedle. Diesem Anspruch widerstreitet der begriffsgeschichtliche Befund von Wilhelm Janssen, der für das 19. Jahrhundert feststellt, daß Frieden zum „bloßen Zauberwort“ geworden sei, das beliebig mit Inhalten gefüllt werden könne.
Nach Bildern und Vorstellungen vom Frieden zwischen 1800 und 1900 zu fragen, das bedeutet, zu versuchen, dem Kantischen Anspruch zu genügen – wenn auch aus einer anderen Perspektive: Es soll nicht darum gehen, den Verwirklichungsbedingungen philosophischer Theorien nachzuspüren, vielmehr darum, welche Bilder und bildmächtigen Vorstellungen vom Frieden kursieren und welche Bedeutung sie für die Frage nach der Möglichkeit der politischen Verwirklichung dauerhaft friedlicher Verhältnisse haben. In den Blick genommen werden sollen aber keine Bilder, die bloß Bedingungen und Möglichkeiten der Verwirklichung dauerhaft friedlicher Verhältnisse aufzeigen bzw. reflektieren, sondern solche, mit denen versucht wird, die Wirklichkeit des Friedens zu zeigen bzw. zu antizipieren. Es geht somit sowohl um kontrafaktisch zur politisch-sozialen Realität angelegte Bilder und Vorstellungen als Ausdruck von Friedenshoffnungen als auch um solche, die die Wirklichkeit des Friedens zeigen wollen und begreifbar machen sollen. Dem Befund von Wilhelm Janssen ist dabei insofern zu folgen, als der Tagung kein bestimmter Begriff vom Frieden zugrunde liegt, und er wird überschritten, insofern nicht vorausgesetzt wird, welche Bildgenres allein in Betracht kommen.
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Programm
Freitag, 31.10.2003
Bildkontexte
14.30: Begrüßung
15.00: Dierk Spreen: Der Krieg, die Gesellschaft und das Verschwinden der Friedensbilder. Die Bedeutung der politischen Romantik.
16.00: Hans-Otto Mühleisen: Bilder von Frieden, Recht und Gerechtigkeit
17.00-17.30: Kaffeepause
17.30: Klaus Dicke: Friedensvorstellungen in der deutschen philosophischen Diskussion um 1800
19.00: Abendessen
20.00: Mitgliederversammlung des AHF
Samstag, 1.11.2003
Idyllen
9.00: Martin Leutzsch: Spielarten des Tierfriedens im 19. Jahrhundert
10.00: Stefan Groß: Freiheit und Frieden im Gartenreich. Der hortus amoenus und die Aufklärung zur Freiheit
11.00-11.30: Kaffeepause
11.30: Peter Glasner: Nibelungische Friedensbilder in der Zelt- und Feldpoesie 1815
12.30: Mittagessen
Politische Inszenierungen
14.30: Helke Dreier: Bilder vom Frieden im politischen Denken Friedrich Karl von Mosers (1723 – 1798)
15.30: Hans-Martin Kaulbach: Allegorie und Realität in Friedensbildern des 19. Jahrhunderts
16.30-17.00: Kaffeepause
Jenseits aller Wirklichkeit?
17.30: Albert Kümmel: Utopien des Adorzismus
19.00: Abendessen
Sonntag, 2.11.2003
Frieden im Museum?
9.30: Peter van den Dungen: Frieden im Museum? – Wie man Frieden im Museum ausstellt
10.30-11.00: Kaffeepause
11.00: Thomas Macho: „Ein Friedensmuseum wäre völlig leer.“
12.00: Schlußdiskussion
13.00: Ende der Tagung