Peterson, Christian Philip; Knoblauch, William M.; Loadenthal, Michael (Hrsg.): The Routledge History of World Peace since 1750. London 2019.
Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedensforschung bei H-Soz-u-Kult von: Fabian Klose, Universität zu Köln, Historisches Institut
Die vom Routledge-Verlag seit einigen Jahren herausgegebene Buchreihe Routledge Histories verfolgt das Ziel, historische Schlüsselthemen im Format des Sammelbandes zu erschließen und möglichst umfassend darzustellen. Der zeitliche und thematische Rahmen der Bücher ist dabei häufig entsprechend weit gesetzt und umfasst oft mehrere Jahrhunderte. Auch in der von William M. Knoblauch, Christian Philip Peterson und Michael Loadenthal gemeinsam herausgegebenen neuesten Publikation der Reihe – „The Routledge History of World Peace since 1750“ – ist dies der Fall. So widmet sich dieser Band keinem geringeren Thema als der Geschichte des Friedens in globaler Perspektive über einen Zeitraum von mehr als drei Jahrhunderten.
Schon der erste Blick auf die Herausgeberschaft – mit den beiden Historikern Peterson (Ferris State University, USA) und Knoblauch (Finlandia University, USA) sowie dem Soziologen Loadenthal (Miami University, USA) – verrät gleich zu Beginn die methodische Herangehensweise: Das breit angelegte Thema soll nicht aus einer disziplinären Sicht, sondern aus der Perspektive von ganz verschiedenen Disziplinen erschlossen werden. Dieses Versprechen einer interdisziplinären Ausrichtung löst das Buch in der Tat durch seine vielfältigen Beiträge von Autorinnen und Autoren aus den unterschiedlichsten Fachbereichen wie der Philosophie, der Anthropologie, der Literaturwissenschaft, der Theologie, der Medien- und Kommunikationswissenschaft, der Friedensforschung, der Politikwissenschaft, der Soziologie und der Geschichte ohne Zweifel ein. Trotz dieser bemerkenswerten disziplinären Vielfalt erstaunt es dann aber doch etwas – vor allem angesichts einer Thematik wie der Geschichte des globalen Friedens –, dass völkerrechtliche und juristische Perspektiven kaum vorzufinden sind beziehungsweise Völkerrechtlerinnen und Völkerrechtler nicht zu Wort kommen. Erklärtes Ziel des Sammelbandes ist es, eine tragfähige Brücke zwischen historischer und sozialwissenschaftlicher Friedens- und Konfliktforschung zu schlagen, in Hinblick auf die unterschiedlichen methodischen Zugänge für gegenseitiges Verständnis zu werben und unter den Schlagwörtern „Seeking peace between disciplines“ (S. 9) einen fruchtbaren interdisziplinären Dialog zwischen allen beteiligten Fachbereichen anzustoßen. In den Worten der drei Herausgeber formuliert soll die Publikation dazu führen, „that readers of this collection will take away a diversity of scholarly perspectives as well as regional and temporal case studies on attempts to achieve peace around the world since 1750” (S. 20).
Neben der Einleitung umfasst der Sammelband insgesamt die stattliche Zahl von 34 Einzelbeiträgen. Einige davon sind allerdings mit einem Umfang von weniger als zehn Seiten schon sehr kurz geraten, und entsprechend werden manche Themen nur oberflächlich angeschnitten, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen. Die Grundausrichtung des Buches ist globaler Natur, was aber immer wieder durch spezifische Fallstudien aus Afrika, Lateinamerika, dem Nahen Osten und weiteren Weltregionen gezielt ergänzt wird. Thematisch gliedert sich der Band in sechs große übergeordnete Abschnitte, die in sich weitgehend einer chronologischen Struktur folgen. Teil 1, „Paradigms of peace“ (S. 33–84), nimmt philosophische Friedenskonzepte seit der Aufklärung in den Blick, untersucht die Auswirkungen von Industrialisierung und Globalisierung auf Friedensbemühungen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, beschäftigt sich mit dem Verhältnis von liberalem Internationalismus und Pazifismus und fragt nach dem Beziehungsgeflecht von strukturellen Konflikten, systematischer Gewalt und Frieden. weiterlesen
Empfohlene Zitierweise
Fabian Klose: Rezension zu: Peterson, Christian Philip; Knoblauch, William M.; Loadenthal, Michael (Hrsg.): The Routledge History of World Peace since 1750. London 2019 , in: H-Soz-Kult, 05.04.2019, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-28405>