Rezension: B. Blumenau u.a. (Hg.), New Perspectives on the End of the Cold War

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Bernhard Blumenau / Jussi M. Hanhimäki / Barbara Zanchetta (Hg.), New Perspectives on the End of the Cold War. Unexpected Transformations?, London: Routledge 2018.

Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedensforschung bei H-Soz-u-Kult von: Lukas Mengelkamp, Bonn.

Vor dem Hintergrund einer neuen weltpolitischen Polarisierung, die im Zeichen neuer Konflikte zwischen den NATO-Mitgliedern und Russland, den USA und China, aber auch zwischen der westlichen Führungsmacht und ihren europäischen Verbündeten steht, rücken die 30-jährigen Jubiläen der Epochenjahre 1989, 1990 und 1991 immer näher. In Zeiten der polemischen Verkürzung scheint ein Sammelband mehr als zeitgemäß zu sein, der sich dem Vorwort von Jussi Hanhimäki zufolge zum Ziel genommen hat, die Komplexität der Prozesse und Ereignisse zu betonen, die zum Ende des Kalten Krieges führten.

Zunächst gibt Hanhimäki im Vorwort einen konzisen Überblick über die bisherige Forschungsdebatte und ordnet die zahlreichen Arbeiten zum Thema drei Schwerpunkten zu. Erstens stünden bis heute oft zentrale Akteure wie Reagan, Gorbatschow, Kohl usw. im Vordergrund, zweitens hätten sich aber auch immer mehr Historiker/innen mit den strukturellen Gründen, wie der ökonomischen Malaise im Osten und dem Revival des Kapitalismus im Westen in den 1980er-Jahren befasst. Drittens würde das Ende des Kalten Krieges von einigen Wissenschaftler/innen in der longue durée eingeordnet und die Bedeutung des Kalten Krieges als solcher relativiert. Der vorliegende Sammelband enthält dann auch Aufsätze, die allen drei Richtungen zugeordnet werden können. Dem Titel des Bandes und dem Vorwort zufolge soll allen Aufsätzen gemein sein, neue Perspektiven auf das Ende des Kalten Krieges zu bieten und der Frage nachzugehen, inwieweit die Transformationen unerwartet waren.

Im ersten Aufsatz des Bandes stellt Hanhimäki die Einschätzungen Kissingers und Brzezinskis während der Jahre 1988 bis 1991 vor. Die beiden Schwergewichte des außenpolitischen Establishments der USA, die ihre aktive Zeit als Außenpolitiker allerdings hinter sich hatten, rieten der Bush-Administration vor allem zu einer vorsichtigen und abwartenden Haltung angesichts der Ungewissheit darüber, welchen Verlauf die Transformation der Warschauer Pakt-Staaten nehmen würde. Diese Kongruenz ergab sich interessanterweise trotz unterschiedlicher Erwartungshaltungen: Während Kissinger letztendlich mit einem Fortleben der bipolaren Weltordnung rechnete, wenn auch mit einer geschwächten Sowjetunion, hielt Brzezinski im August 1988 einen Zusammenbruch der kommunistischen Welt für sehr wahrscheinlich. weiterlesen

Empfohlene Zitierweise
Lukas Mengelkamp: Rezension zu: Blumenau, Bernhard; Hanhimäki, Jussi M.; Zanchetta; Barbara (Hrsg.): New Perspectives on the End of the Cold War. Unexpected Transformations?. London  2018 , in: H-Soz-Kult, 24.01.2019, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-28404>.