Anne Bieschke, Die unerhörte Friedensbewegung. Frauen, Krieg und Frieden in der Nuklearkrise 1979–1983, Essen: Klartext 2018.
Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedensforschung bei H-Soz-u-Kult von: Janine Gaumer, München.
„Die unerhörte Friedensbewegung“ – unter diesem sprechenden Titel widmet sich Anne Bieschke in ihrer Dissertation einem Protestphänomen der Neuen Sozialen Bewegungen. Die Frauenfriedensbewegung formierte sich Ende der siebziger Jahre innerhalb des bestehenden Protestmilieus und verband zwei leitende Motive der Zeit miteinander: die Forderung nach Gleichberechtigung von Frauen und die Gegnerschaft zum NATO-Doppelbeschluss von 1979. Die Arbeit entstand im Kontext des Forschungsprojekts zur „Nuklearkrise in den 1970er und 1980er Jahren“, das seit einigen Jahren am Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Universität Mannheim verfolgt wird.[1]
In ihrer Einleitung konstatiert Bieschke, dass die Frauenfriedensbewegung aufgrund ihrer starken personellen und inhaltlichen Überschneidungen „keineswegs scharf abgrenzbar“ (S. 26) von der Friedensbewegung auf der einen sowie der neuen Frauenbewegung auf der anderen Seite sei. Gerade aufgrund dieser Unschärfe ist es ihr ein Anliegen, das Untersuchungsobjekt als „eigenständigen Akteur innerhalb der sozialen Bewegungen“ (S. 26) erfassen zu können. Aus diesem Grund räumt sie den Beziehungen zu den beiden thematisch eng angebundenen Bewegungen und den jeweiligen Abgrenzungsversuchen der „Friedensfrauen“ in beide Richtungen viel Aufmerksamkeit ein. Die zwei zentralen Thesen ihrer Arbeit geben Antwort auf die Frage, welchen Einfluss die Frauenfriedensbewegung mit ihrer spezifischen Herangehensweise – nämlich das Thema Frieden über die Kategorie Geschlecht auszuhandeln – ausüben konnte: So sei die neue Frauenbewegung in einen konstruktiven Dialog mit der Frauenfriedensbewegung eingetreten, habe sich thematisch geöffnet und so einen Weg gefunden, die Frauenbewegung „langfristig weiter zu führen“ (S. 17). Demgegenüber sei die männerdominierte allgemeine Friedensbewegung gegenüber dem thematischen Zugang über die Kategorie Geschlecht weitgehend verschlossen geblieben und habe die „Diskussionen um den Friedensbegriff oder über die eigene Arbeits- und Organisationsweise“ blockiert (S. 17). In Bezug auf die Friedensbewegung blieben die Frauen, so lässt sich der Titel der Arbeit nach Lektüre der Einleitung interpretieren, „unerhört“. weiterlesen
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Empfohlene Zitierweise
Janine Gaumer: Rezension zu: Bieschke, Anne: Die unerhörte Friedensbewegung. Frauen, Krieg und Frieden in der Nuklearkrise 1979–1983. Essen 2018 , in: H-Soz-Kult, 20.12.2018, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-30026>.