Marin, Irina: Peasant Violence and Antisemitism in Early Twentieth-Century Eastern Europe. Basingstoke 2018 ,
Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedensforschung bei H-Soz-u-Kult von: Martin Dorn
In ihrer Monographie blickt Irina Marin wortwörtlich über Grenzen hinweg. Die Autorin betrachtet die gewaltsamen Bauernaufstände des Jahres 1907 in Rumänien, die jedoch nicht – wie das Thema vielleicht vermuten ließe – aus einer nationalen, sondern einer vergleichenden transnationalen Perspektive analysiert werden. Obwohl die Bauernaufstände sich in Rumänien ereigneten, blickt die Autorin über dessen nationale Staatsgrenzen hinweg und arbeitet heraus, wie sich diese auch auf angrenzende Gebiete des Österreich-Ungarischen sowie des Russischen Imperiums auswirkten. Ihre Studie unterscheidet sich darin auch von der bisherigen Forschung, welche die Bauernaufstände vorzugsweise aus national-rumänischer Perspektive betrachtet hat.[1]
Das transnationale Narrativ ihrer Arbeit ist äußert geschickt gewählt und bietet gleichsam mehrere Vorteile: So ermöglicht es der Autorin, die untersuchten Gebiete (die Walachei und Moldawien in Rumänien, Bessarabien in Russland sowie Transsilvanien, die Bukowina und das Banat in Österreich-Ungarn) in Form einer vergleichenden Strukturanalyse gegenüberzustellen und letztlich jene Besonderheiten der rumänischen Territorien herauszuarbeiten, die zu den Bauernaufständen führten. Im einleitenden Kapitel stellt die Autorin deshalb die Frage: „If the borderland region shared the same problems and characteristics, why was it that only Romania caught fire in 1907 whereas the neighbouring imperial provinces (Transsylvania, the Banat, Bukovina and Bessarabia) remained relatively peaceful?” (S. 8) Neben der geographischen Nähe verweist sie auf die strukturellen Ähnlichkeiten der Gebiete, die einen Vergleich besonders sinnvoll erscheinen lassen. So hebt sie die Dominanz der Landwirtschaft hervor und stellt deren Wahrnehmung als peripheres Grenzgebiet und historischen Übergangsraum zwischen den Imperien heraus.
Weiterhin ermöglicht es die transnationale Perspektive der Autorin, Formen und Muster des grenzübergreifenden Austausches von Informationen zu studieren. So geht Irina Marin etwa der Frage nach, inwiefern das Vorhandensein von Staatsgrenzen den Informationsfluss beeinträchtigt bzw. in welcher Form dieser dadurch verändert wird. Bemerkenswert ist dabei, dass ihre Arbeit zwar den Fall des rumänischen Bauernaufstandes thematisiert, ihre Untersuchungsergebnisse sich allerdings auch auf andere Räume übertragen lassen. Einleitend werden zunächst die rumänischen Bauernaufstände als solche beschrieben und analysiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf der Darstellung von Informationskanälen, entlang derer sich Nachrichten und Gerüchte über die Aufstände verbreiteten. weiterlesen
Empfohlene Zitierweise
Martin Dorn: Rezension zu: Marin, Irina: Peasant Violence and Antisemitism in Early Twentieth-Century Eastern Europe. Basingstoke 2018 , in: H-Soz-Kult, 05.03.2019, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-29803>.