Friedensbewegungen nach 1945 in vergleichender Perspektive in Westeuropa, Japan und den USA. Formen des Protests, Symboliken, politische Kultur
28.-30.10.2005, Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum
Die Tagung zielt auf die Historisierung der Friedensbewegungen in Westeuropa, Japan und den USA in den Dekaden seit 1945 in vergleichender Perspektive. Der Zugang ist ein historischer, und die meisten Referenten sind Historiker, aber die Tagung soll auch dazu beitragen, die Geschichte der Friedensbewegungen als sozialer Bewegungen für interdisziplinäre Fragen und Ansätze zu öffnen, mit Kommentaren von Seiten der Soziologie, Politikwissenschaft und Kunstgeschichte. Der analytische Fokus liegt auf der Symbolik und Performanz von Friedensbewegungen und deren Beitrag zu einer Protestkommunikation, die auf Resonanz in der Öffentlichkeit stieß. Welche Rhetorik wurde benutzt, um gewaltlose Friedensproteste während des Kalten Krieges zu artikulieren? Welche Bilder setzten Friedensbewegungen ein, um ihre Ziele und Visionen einer friedlichen Zukunft zu symbolisieren? Konnten sich Friedensbewegungen mit thematisch anders gelagerten sozialen Bewegungen verbinden, oder auch transnationale Netzwerke etablieren? Wie haben Beobachter von außen, in Friedensforschung, Polizei und Militär, die Friedensproteste wahrgenommen und ihre Legitimität beurteilt? Diese und andere Fragen werden in sechs Sektionen behandelt (vgl. Programm).
Die Tagung wurde verantwortet von Prof. Dr. Benjamin Ziemann und gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung. Den Tagungsbericht finden Sie bei H-Soz-Kult und weitere Informationen zur Veröffentlichung hier.
Programm
Freitag, 28.10..2005
14.00
Begrüßung und Einführung – Dr. Benjamin Ziemann (Sheffield)
14.30-18.00
Wörter und Taten: Formen von Rhetorik und Protest (1)
Andrew Oppenheimer M.A. (Chicago), Die „Menschheit“ aus westdeutscher Perspektive. Friedensrhetorik im Schatten des Kalten Krieges, 1945-1968
Prof. Dr. Michael S. Foley (New York), In Konfrontation mit der Kriegsmaschine: Widerstand gegen die Wehrpflicht in Boston und Puerto Rico während des Vietnamkrieges
Prof. Dr. Volker Fuhrt (Hirosaki, Japan), Unilateraler Pazifismus – und danach? Friedensbewegungen in Japan seit dem “anpo tôsô” in den 1960er Jahren
Prof. Dr. Thomas Kühne (Worcester/Mass., USA), Kommentar
Samstag, 29.10.2005
9.00
Suche nach Anschluß? Thematische und Transnationale Verbindungen (2)
Prof. Dr. Robbie Lieberman (Carbondale/Illinois, USA), „Peace and Civil Rights Don’t Mix, They Say.” Antikommunismus und die Trennungslinie zwischen sozialen Bewegungen in den USA, 1947-1967
Dr. Massimo De Giuseppe (Mailand), Lateinamerika als Fokus und Thema der Friedensbewegungen in Italien, 1960er bis 1980er Jahre
Prof. Dr. Caroline Hoefferle (Wingate/NC, USA), Ein Netz von Querverbindungen. Studentische Friedensbewegungen in Großbritannien und den USA, 1960-1975
Prof. Dr. Gerd Rainer Horn (Warwick, England), Kommentar
14.00-16.30
Die symbolische Politik von Friedensbewegungen (3)
Dr. Holger Nehring (Oxford), Friedenskampagnen in Großbritannien und der Diskurs der Respektabilität. Die symbolische Politik des „Campaign for Nuclear Disarmament”, 1958-1963
PD Dr. Barbara Stambolis (Siegen), Friedenswallfahrten und Gebete. Symbolische Orte und Handlungsformen christlicher Friedensinitiativen in Deutschland und Frankreich (1945-1990)
Dipl.-Soziologe Fabian Virchow (Erfurt), Provokation, Mimikry, Authentizität. Symbolik und symbolische Politik der extremen Rechten in der Bundesrepublik als “Friedensbewegung”, 1990er Jahre
Prof. Dr. Thorsten Bonacker (Marburg), Kommentar
16.45-18.45
Die Bilderwelt der Friedensbewegungen (4)
Prof. Dr. Sabine Rousseau (Lyon), Die Ikonographie von Friedensbewegungen in Frankreich: 1950 bis zur Krise um die „Euromissiles“ in den 1980er Jahren
Prof. Dr. Jeremy Varon (Madison/NJ, USA), What’s in a Flag? Der Gebrauch der Flaggen von Vietcong und USA in der amerikanischen Anti-Vietnamkriegs-Bewegung
Prof. Dr. Jutta Held (Osnabrück), Kommentar
Sonntag, 30.10.2005
9.00-11.00
Außen und Innen: Friedensbewegungen von außen beobachtet (5)
Dr. Corinna Hauswedell (Bonn), Zwischen Wissenschaft, Politik und öffentlicher Meinung: Gegen-Experten in Friedensbewegungen der Bundesrepublik, 1980er Jahre
Dr. Dimitrios Tsakiris (Epirus), Staatliche Repression gegen Friedensbewegungen in Griechenland, 1951-1974
Prof. Dr. Gustav Schmidt (Bochum), Conflicting Perspectives or Adversary Postures? Liberal-Internationalistische und pazifistische Opposition gegen die NATO und deren Reaktion
PD Dr. Klaus Weinhauer (Bielefeld), Kommentar
11.30-13.00
Friedensbewegungen als soziale Bewegungen: Thematische Zusammenfassung und Schlußdiskussion (6)
Prof. Dr. Dieter Rucht (Berlin)/PD Dr. Thomas Mergel (Berlin), Einführung und Kommentar