Rezenison: D. Langewiesche: Der gewaltsame Lehrer

Langewiesche, Dieter: Der gewaltsame Lehrer. Europas Kriege in der Moderne. München  2019 , in: H-Soz-Kult, 28.03.2019, 

Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedensforschung bei H-Soz-u-Kult von: Jost Dülffer, Universität zu Köln, Historisches Institut

Der „gewaltsame Lehrer“ – das ist ein Zitat von Thukydides zum Thema Krieg und damit zugleich programmatisch ein Bekenntnis dazu, dass Kriege etwas „lehren“ können; doch was kann das sein? Dieter Langewiesche, hervorragender Kenner und lebenslanger Forscher etwa zu solchen Großthemen wie Liberalismus und Nationalismus hat in Tübingen zehn Jahre lang maßgeblich an einem Sonderforschungsbereich Kriegserfahrungen mitgewirkt. Wiederum zehn Jahre danach zieht er in diesem Band die Summe seiner Erkenntnisse auf diesem Gebiet zusammen. Dies tut er – darauf wird zurückzukommen sein – in einer Art und Weise, die der Charakterisierung des Krieges als „Vater aller Dinge“ (Heraklit zugeschrieben) nahekommen könnte.

Zunächst aber ist und bleibt Langewiesche der scharfsinnige, neutrale und nüchterne Beobachter, der kenntnisreich auf der Basis internationaler, vor allem englischsprachiger, hierzulande kaum wahrgenommener Forschung ein historisches Thema ausbreitet. Er fragt, „warum sie [die Altvorderen] meinten Krieg führen zu müssen und welche Art von Krieg. Hat er ihre Einstellungen, ihr Handeln, ihren Weg in die Zukunft verändert?“ (S. 12) Es ist also ein Buch über etwas, das prägend war. Es geht nicht um Leiden, Not und Tod, um die Überwindung dieses Zustandes zum Frieden. Das wird nüchtern jeweils als Folie konstatiert und historistisch rekonstruiert. Es bestimmt aber nicht den Duktus der Arbeit.

Langewiesche durchschreitet in vier großen, sich überlappenden Durchgängen die Geschichte von Krieg. Ein Kapitel behandelt die großen Kriege seit dem 18. Jahrhundert, gleichsam ein sektoraler weltgeschichtlicher Überblick. Es folgt eine Erörterung über den Zusammenhang von Krieg und Revolution, sodann von Krieg und Nation beziehungsweise Nationalstaat und schließlich von Krieg und Kolonialreichen. Die Zeit seit den 1920er-Jahren, erst recht die Zeit des „Kalten Krieges“ wird bisweilen nur noch gestreift und punktuell einbezogen. weiterlesen

Empfohlene Zitierweise
Jost Dülffer: Rezension zu: Langewiesche, Dieter: Der gewaltsame Lehrer. Europas Kriege in der Moderne. München  2019 , in: H-Soz-Kult, 28.03.2019, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-30558>.